Janina Depping
* 25.09.1978 † 14.08.2013
In der Gemeinde Wedemark vor den Toren Hannovers wuchs Janina Depping in einer Rallyefamilie auf. Ihr Vater Bernd startete Anfang der Achtziger in der Deutschen Meisterschaft; danach förderte er die Karriere seines jüngsten Bruders Dieter Depping, der in den Neunzigern drei Deutsche Meistertitel errang und heute als Testfahrer bei Volkswagen Motorsport den Polo WRC weiterentwickelt. Kein Wunder also, dass Janina zum 18. Geburtstag nicht nur den Führerschein erwarb, sondern auch einen Suzuki Swift 1300 im Gruppe-N-Trimm fahren durfte, den sie bei der 97er Monte auf Rang 66 in Monaco abstellte. Sie stieg schnell auf größere Autos um und gewann 1997 und 1998 den Damenpokal bei der Rallye San Remo, dem italienischen WM-Lauf. Im gleichen Jahr schaffte sie im Gruppe-N-Mitsubishi ihre erste Top-10-Platzierung in der Deutschen Meisterschaft.
Ihre stärksten Auftritte hatte Janina Depping in der Saison 1999 in einem Ford Escort Cosworth, als Gruppe-A-Version mit fast 300 PS. Gerade 20 Jahre alt, scheuchte sie beim Wittenberger EM-Lauf den Cossie so vehement über die Sandpisten auf Rang 2, dass nur Armin Kremer im Subaru WRC vor ihr lag, während Asse wie Niki Schelle oder Hermann Gaßner das Nachsehen hatten. Einen Monat später lieferte sie sich mit der Damen-Weltmeisterin Isolde Holderied einen verbissenen Fight beim französischen Weltmeisterschaftslauf auf Korsika. Nach sieben Wertungsprüfungen stand das Duell 4:3, dann explodierte der Cossie-Motor. Vier Top-Ten-Platzierungen in der Deutschen Meisterschaft 1999 und ein Gesamtsieg bei der Hunsrück-Junior-Rallye sind Resultate, die nach ihr keine Rallye-Fahrerin in Deutschland erreicht hat.
Im Jahr 2000 fehlte ihr das Geld, um die Karriere auf dem bisherigen Level fortsetzen zu können. Janina Depping zog zu ihrem Rallye-Kollegen Marcus Hesse, die gelernte Bürokauffrau stürzte sich ins Berufsleben und pendelte fortan zwischen Hessisch Lichtenau, wo sie den Bürokram von Marcus‘ zwei Tankstellen erledigte, und dem elterlichen Tiefbauunternehmen in Wedemark, in dem sie immer mehr die kaufmännische Leitung übernahm. Trotz der Doppelbelastung setzte sich die Power-Frau gern hinters Lenkrad ihres Gruppe-N-Lancer, fuhr aber außer der DRM 2004 und der Euro-Challenge 2007 keine Meisterschaftsserien mehr. Das änderte sich erst, als sie 2012 zusammen mit Ina Schaarschmidt die komplette ADMV-Rallyemeisterschaft bestritt, die sie auf Rang 3 beendeten.
Seit Isolde Holderieds Rückzug vom Lenkrad war Janina Depping die Nummer 1 unter Deutschlands Rallye-Pilotinnen. Auch neben der Piste kümmerte sie sich um den Motorsport, als Orga-Leiterin der Wedemark-Rallye und als Organisatorin des HD-Junior-Cups für Nachwuchsfahrer/innen.
Nach 13 Jahren Verlobungszeit feierte Janina Depping am letzten Juli-Wochenende die Hochzeit mit Marcus Hesse - nur zwei Wochen vor dem fatalen Unfall. Ihr fröhliches Lachen und ihre Lockenmähne werden uns in Erinnerung bleiben, aber auch schmerzlich fehlen.